
Das 45. internationale Chorfestival der Pueri Cantores mit einem festlichen Gottesdienst auf dem Münchner Marienplatz beendet
Nach vier Tagen intensiver Begegnungen und tief bewegender musikalischer Erlebnisse ist das 45. internationale Chorfestival der Pueri Cantores in München mit einem festlichen Abschlussgottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx auf dem Marienplatz zu seinem Ende gekommen. Unter dem Motto „Cantate Domino – Vielstimmig für den Frieden – #comeandsing“ trafen sich vom 16. bis 20. Juli 2025 rund 4.500 Sängerinnen und Sänger in 166 Chören aus 16 Ländern, um in der bayerischen Hauptstadt für den Frieden zu singen. Ermöglicht wurde dieser Erfolg besonders durch die unermüdliche Anstrengung aller 537 Festival-Helfer.
Die Eröffnungsfeier – ein echter Blickfang
Der historische Marienplatz im Münchner Zentrum bot die perfekte Kulisse auch für die festliche Eröffnung des Festivals am Mittwochabend. Unter einem selbstgestalteten Kreuz, bunten Fahnen und Bannern verwandelten die Teilnehmer des Kinder- und Jugendchorfestivals die Innenstadt in einen Ort von globaler Freundschaft. Die offiziellen Begrüßungen durch den Präsidenten des internationalen Verbandes, Jean Henric, und die Präsidentin des deutschen Nationalverbandes, Elisabeth Lehmann-Dronke, wurden durch Gesang der Festival-Klassiker „Come and Sing“ des Komponisten Lukas Stollhof und „Cantate Domino“ von Andreas Unterguggenberger gerahmt.
Die geschwenkten Fahnen über der Blaskappelle, den Alphörnern und den Schuhplattlern betonten die internationale Gemeinschaft des Festivals auf ihrem Besuch in Deutschland. Für das ganze Festival auf der Bühne: der DiözesanJugendChor München und Freising unter der Leitung von Christian Schramm. Die fast viereinhalbtausend jungen Sänger waren ein echter Blickfang – auch für Hunderte begeisterte Passanten, die sich in Menschentrauben um das abgesperrte Gelände versammelten.
Muttersprachliche Gottesdienste und zahlreiche Friedensgebete
Die muttersprachlichen Gottesdienste bildeten den ersten Höhepunkt des Festivalprogramms am Donnerstag. In zahlreichen Münchner Kirchen gestalteten die Sängerinnen und Sänger eine Heilige Messe je in ihrer Sprache. Wegen der großen Zahl an deutschen Teilnehmern fanden hier gleich vier Gottesdienste parallel statt. Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und „Pueri-Cantores-Bischof“, sowie der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler waren eingeladen, zwei dieser Gottesdienste zu feiern.
Gleich vier Friedensgebete am Donnerstag – und drei weitere am Freitag – drückten eine der Hauptsäulen in der Botschaft der internationalen Gemeinschaft der Pueri Cantores aus: den Einsatz für den Frieden. In den mehrmals täglich stattfindenden Gebeten wurden feierliche und mehrsprachige Gesänge von stillen Momenten des Innehaltens begleitet. Durch diese ruhige Atmosphäre im Zusammenkommen vieler Chöre verschiedenster Sprachen, durch ihren gemeinsamen Gesang und die mehrsprachigen Fürbitten war das geistige Band im Einsatz für den Frieden und die Freundschaft fast schon greifbar.
Verschiedene Konzertformate
Die Begegnungskonzerte im Rahmen des Festivals boten ein eindrucksvolles Zeugnis der musikalischen Vielfalt und internationalen Gemeinschaft der Pueri Cantores. In der Jesuitenkirche St. Michael beeindruckten der Knabenchor Kevelaer, ein Chor aus Rom sowie die Salzburger Domkapellknaben und -mädchen mit einem Programm von Alter Musik bis Romantik. Besonders bewegend war das gemeinsam gesungene "Ave verum" von Mozart, das als Zeichen der musikalischen Einheit erklang. Auch das Konzert am Freitagvormittag in St. Peter zeichnete sich durch hohe musikalische Qualität trotz kleiner Besetzungen aus. Die Chöre aus Erwitte, Altenburg und Lyon überzeugten mit feinem Chorklang und gefühlvollen Interpretationen, besonders in Stücken wie „Friede soll Wirklichkeit werden“ und dem beschwingten gemeinsamen Abschluss „Gaudeamus“.
Ein weiterer Höhepunkt war das darauffolgende Konzert, ebenfalls in St. Peter, bei dem vier Chöre aus Deutschland und Frankreich ein beeindruckend vielfältiges Repertoire präsentierten. Der Jugendchor aus Düsseldorf eröffnete mit einem mitreißenden, auswendig vorgetragenen Programm, während die Fidelisknaben Hohenzollern mit hoher Textsicherheit und klarem Klang überzeugten. Besonders eindrucksvoll war der Beitrag der Maîtrise Saint-Thomas d’Aquin mit französischer Chorliteratur zum Thema Frieden. Die Jugendkantorei am Eichstätter Dom präsentierte moderne geistliche Chormusik auf höchstem Niveau, darunter das berührende „Inscription of Hope“. Der gemeinsame Schlussgesang „Dona nobis pacem“ vereinte alle Stimmen zu einem kraftvollen musikalischen Friedensgebet.
Auch die Galakonzerte „Pueri in Concert“ eröffneten allen Besuchern einen kostenfreien Genuss von außerordentlicher Qualität – selbst für die Kulturstadt München. Am Freitagabend begeisterten der polnische Chor „Canticum Novum“, der spanische „Coro Nuestra Señora del Carmen Crevillent“ und ein Chorzusammenschluss des „Jugendkathedralchor Sankt Hedwig Berlin“ und des „Kinder- und Jugendchor am Erfurter Dom“ die Gäste im Alten Peter. Zwischen dem flehenden „De profundis clamavi“ und dem anspruchsvollen „O salutaris hostia“ von Andre Caplet stach besonders das belebte „Mothers of Daughters“ der beiden Chöre heraus. Zeitgleich lockten auch der „Coro Infantil Pedro Mena“ aus Spanien, der Mädchenchor der Regensburger Domspatzen und die Stockholmer „Pueri Cantantes Cathedralis“ in die kühlende Frische der Theatinerkirche. Das Lasso'sche „Miserere mei“ und eine gelungene Interpretation von „Der Herr ist mein Hirte“ des Komponisten Eduard Birnbaum lassen die beeindruckende Varianz des Chor-Repertoires nur anklingen.
Die Musik zu den Menschen bringen
Seinen Einsatz im sozialen Engagement drückte der Verband der Pueri Cantores durch den freitäglichen Programmpunkt „Singen in sozialen Einrichtungen“ aus. Er war ein Herzensprojekt innerhalb des Festivals, das laut Organisatorin Cordula Wilhelm von der Caritas München tief mit dem christlichen Auftrag und dem sozialen Anspruch der Pueri Cantores verbunden ist. Sein Ziel war es, die Musik zu Menschen zu bringen, die selbst keine Konzerte besuchen können – in Altenheimen, Krankenhäusern, Behinderteneinrichtungen oder sogar im Frauengefängnis der JVA Stadelheim. Die Resonanz war überwältigend: 50 Chöre meldeten sich freiwillig, sodass für alle 34 Einrichtungen passende Ensembles gefunden werden konnten. Die Besuche wurden als bewegende, dankbar angenommene Begegnungen erlebt – sowohl von den Einrichtungen als auch von den Chören. Für Frau Wilhelm ist das Projekt ein Ausdruck lebendiger Nächstenliebe: Musik wird hier nicht nur aufgeführt, sondern geschenkt – als Trost, Freude und Zeichen von Gemeinschaft.
Mit dem lebendigen Fest der Kulturen erreichte auch der Samstag auf dem Festival seinen absoluten Höhepunkt. Das gemeinsam gestaltete Programm spiegelte auf eindrucksvolle Weise die internationale Vielfalt der teilnehmenden Chöre wider. In einem farbenfrohen und ausgelassenen Rahmen präsentierten sich die Chöre mit landestypischen Liedern, Tänzen und sogar einem Handglockenchor des US-amerikanischen „Golden Gate Boys Choir“. Auch der Auftritt des Sängerquartetts „German Gents“ mit Klassikern wie „Dancing Queen“ bewegte die jungen Sängerinnen und Sänger zu spontanen Tänzen und beherztem Mitsingen.
Abschlussmesse mit Kardinal Reinhard Marx
Einen stimmgewaltigen Ausklang verlieh dem 45. internationale Chorfestival der Pueri Cantores der sonntägliche Abschlussgottesdienst: Aus vollem Herzen sangen die 166 Chöre ein letztes Mal gemeinsam die Lieder aus dem Festival-Chorbuch, die sie durch die fünf Tage begleitet hatten. Auf der reich geschmückten Tribüne vor dem Rathaus feierte der Münchner Erzbischof den Gottesdienst umgeben von schaulustigen Passanten – mitten im Herz der Münchner Innenstadt. In seiner Predigt sprach er große Dankesworte für die vergangenen Tage aus und lobte die Gemeinschaft der Pueri Cantores: „Danke für Euer Zeugnis; Danke für Euer Friedensgebet“. So vieles hätten die Sängerinnen und Sänger nach München gebracht, denn „kein Fest kann stattfinden ohne Musik“, erklärte er. In seinen abschließenden Worten formulierte auch Jean Henric, Präsident des internationalen Verbandes Pueri Cantores, seine Freude über dieses, für ihn als Präsident letztes Festival: „Dieser Kongress war wunderschön“.
Noch ein letztes Mal konnte die Hymne des Festivals am Schluss des Gottesdienstes so eindrucksvoll mitreißen. Mit vielstimmigem Nachklang und dem Wunsch nach Frieden erklingt das Festivalmotto in Kopf, Herz und Alltag weiter: „Cantate Domino – Vielstimmig für den Frieden.”
Bild:
Abschlussgottesdienst am Marienplatz © Pueri Cantores / Christian Klenk